
Qualitätsprüfungen Pflege
Pflegequalität sichern in schwierigen Zeiten
Qualität in der professionellen Pflege ist für mich, wenn die pflegebedürftige Person alle ihre Bedarfe, also das heißt, all ihren Unterstützungsbedarf von den Pflegeeinrichtungen bekommt, gut versorgt wird, gut gepflegt wird und ihre Bedürfnisse erfüllt werden.
Das sagt Janet Metz, unsere Referentin für Pflegequalität. Doch wie häufig ist das der Fall? Was tun wir als Medizinischer Dienst, damit Pflegebedürftige gut versorgt sind?
Mangelhafte Pflegequalität kann gravierende Folgen für die Betroffenen haben: gesundheitliche Verschlechterungen, psychische Belastungen oder ein allgemeiner Verlust an Lebensqualität. Für die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sind unsere Qualitätsprüfungen daher wertvolle fachliche Rückmeldungen. Mit unabhängigem Blick zeigen unsere Gutachterinnen und Gutachter Probleme und Lösungsmöglichkeiten auf. Die Einrichtungen können dadurch gezielter ihre Arbeit verbessern.
Wir prüfen auf unterschiedliche Weise die Pflegequalität. Metz beschreibt die Prüfansätze: Es gibt drei Arten von Qualitätsprüfung. Es gibt die normale Regelprüfung, die einmal jährlich stattfindet. Dann gibt es die Anlassprüfungen.
Hinzu kämen Wiederholungsprüfungen, die meist nach Anlassprüfungen oder defizitärer Regelprüfung stattfänden.
Unsere Gutachterinnen und Gutachter nehmen bei den Prüfungen drei Rollen ein, beschreibt Metz den Spagat: Mal sind sie Pflegefachkraft, mal Berater und sie sind natürlich Qualitätsprüfer.
Diese Rollen im Wechsel wahrzunehmen sei eine Herausforderung, mache aber auch Spaß, weil man im Dialog mit den Pflegeeinrichtungen viel lerne und das Gelernte an andere Pflegeeinrichtungen weitergeben kann.
„Unsere Qualitätsprüfungen sind wesentlich dafür da, dass die Pflegeeinrichtungen ihre Verantwortung für gute Pflege wahrnehmen.“
Janet Metz
Fachreferentin für Pflegequalität
Sorge um Pflege nimmt zu
Sorgenvoll blickt Metz auf die Gesamtentwicklung: Die Pflegequalität für Berlin und Brandenburg hat sich verändert. Das merken wir daran, dass die Anlassprüfungen sich mindestens verdreifacht haben in den letzten drei Jahren.
In der Zeit vor der Corona-Pandemie gab es maximal 20 Anlassprüfungen im Jahr. Im Jahr 2023 prüften wir in 82 Fällen anlassbezogen, im Jahr 2024 in 69 Fällen.
Beschwerden von Pflegebedürftigen, Angehörigen oder durch Mitarbeitende der Pflegeeinrichtungen würden sich, vor allem bei Anlassprüfungen, auch bestätigen.
Gleichzeitig beobachten unsere Gutachterinnen und Gutachter, dass viele Einrichtungen nach wie vor sehr gute Pflegequalität erbringen. Diese würden immer schauen, was die Pflegebedürftigen benötigen, die Personalsituation sei stabil und das Qualitätsmanagement werde gelebt.
Ursachen und Lösungen
Eine wesentliche Ursache für Pflegemängel sieht Metz darin, dass die Personalsituation leider, leider so schlecht ist.
Vor diesem Hintergrund sei die bevorstehende Personalbemessung in den Pflegeeinrichtungen zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung, um tatsächlich die Pflegekräfte dort einzusetzen, wo ihre Kompetenzen sind.
Stichwort Entlastung: Eine zielgerichtete Dokumentation ist ein wichtiger Baustein für gute Pflege. Zu viel Dokumentation bindet jedoch Zeit, die für die Pflege fehlt. Die seit einigen Jahren laufende bundesweite Entbürokratisierung der Pflegedokumentation ebne einen Weg, um den Aufwand der Dokumentation wirklich auf das Nötigste zu beschränken.
Diesen Ansatz unterstützen alle Medizinischen Dienste von Beginn an.
Drei Wünsche hat Janet Metz für die Pflege:
Viel mehr Pflegepersonal mit den jeweiligen Strukturen, die es auch dafür bedarf. Viel mehr Wertschätzung für diesen Beruf, für die Pflegekräfte, die wirklich höchst engagiert sind. Mehr Handlungskompetenz der Pflegefachkräfte, zum Beispiel, gewisse Verordnungen vornehmen können.
Interview mit Janet Metz
Janet Metz ist Fachreferentin für Pflegequalität in unserem Medizinischen Dienst. Im Gespräch mit unserer Kommunikationsmanagerin Sinah Sidonie Jakobeit berichtet sie von ihren Sorgen zur Entwicklung der Pflegequalität in unserer Region. Gleichzeitig sieht sie immer noch viel gute Pflege und verrät, warum Pflegequalitätsprüfungen wichtig und interessant sind.
Volltext-Alternative zum Video: Interview mit Janet Metz